Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen e.V.
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23.08.2005
____________________...Aktuelles
BVEA Rundschau Ausgabe
1 - 2005
Reformen
Das Kreuz mit dem Geld
Es gibt keinen Ersatz für das Engagement der
Kirchen
Seit mehr als
2000 Jahren ist das Kreuz nicht nur das Erkennungszeichen unter dem sich die
Christen überall auf der Welt versammeln, sondern es stellt auch die großen
Werte dieser Glaubensgemeinschaft dar.
Es ist und war aber auch zu allen Zeiten ein
Zeichen der Leidensfähigkeit der Christen. Rückläufige Steuereinnahmen, eine in
der Bundesrepublik nie gekannte Arbeitslosigkeit sowie vermehrte
Kirchenaustritte haben die Kirche mit ihren jetzigen Strukturen in eine
finanzielle Krise getrieben.
Da gibt es Stimmen die sagen, die Kirche solle sich gefälligst auf die reine
Verkündigung zurückziehen. Aber diese Ansicht ist keine Lösung.
Im neuen Testament wird uns schon näher gebracht, welche mitmenschlichen Werte
die Christenheit seit mehr als 2000 Jahren hat. So wurden Hungrige satt
gemacht, Kranke geheilt und manchmal wurde auch Wasser zu Wein. Das heißt doch
nicht anderes, dass sich Christen immer um den ganzen Menschen gekümmert haben,
mit all seinen lebensnotwendigen Bedürfnissen. Wenn das so richtig war und
wahrscheinlich auch in Zukunft richtig ist, so darf sich die Kirche dieser
sozialen Verantwortung nicht entziehen, denn sie verdient viel Lob und
Anerkennung.
Aus Geldmangel, d. h, aus wirtschaftlichen Gründen muss sich die Kirche nun von
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. Kindergärten werden geschlossen,
Erzieherinnen und Erzieher entlassen, hauptamtliche Jugendarbeit, Erwachsenen-
und Altenarbeit findet in den arg gebeutelten Gemeinden immer weniger statt.
Weiterhin ist es nahezu ein Treppenwitz der Sozial- und Gesundheitspolitik, dass
ausgerechnet christliche Politiker, z. B, durch die Reform der
Pflegeversicherung, die Kirche, die diese Aufgaben bisher großartig erfüllt hat,
in den Wettstreit mit Gewinnorientierten Unternehmen gestellt hat. Und so kommt
es unausweichlich, dass sich die Kirche nun in dem gleichen Spiegelbild
befindet, das sie zuvor Gewinnorientierten Unternehmen negativ vorgehalten hat.
Mancher Kritiker, der der Kirche dieses nun anlastet, sollte schleunigst prüfen,
ob er/sie die Kirchensteuer immer ordentlich bezahlt hat bzw. seinen
Kirchenaustritt überprüfen und ob er/sie nicht wieder dieser Glaubens- und
Wertgemeinschaft beitreten will. Der Staat kann und wird dieses neu entstehende
Vakuum kaum füllen. Somit gibt es keinen Ersatz für das Engagement der Kirche.
Im deutschen Bildungssystem müssen Qualität und Vielfalt und auch eine
Sozialisation auf christlichem Fundament erhalten bleiben.
Die Finanzierung der sozialen Einrichtungen unter kirchlicher Trägerschaft muss
von der gesamten Gesellschaft erbracht werden.
Die Erziehung, Betreuung und Bildung unserer Kinder ist ein gesellschaftliches
Gut, welches in keinem Fall vom Kirchensteueraufkommen abhängig bleiben darf.
Wenn sich die Kirche weiterhin auf den riesigen Schatz der vielen ehrenamtlich
tätigen Frauen und Männer berufen will, die in Presbyterien, in den Synoden, in
den kirchlichen Verbänden wie auch in den Arbeitnehmerverbänden erfolgreich die
christlichen Werte und den Protestantismus in seiner Vielfalt und Menschlichkeit
leben und nach innen und außen vertreten, darf sie ihr Engagement nicht nur nach
wirtschaftlichen Kriterien ausrichten müssen.
Gerade deshalb sollten mehr denn je Synoden hellwach werden, wenn hauptamtliche
Arbeit gekürzt werden soll.
Christen kennen den ältesten Solidaraufruf der Menschheit;
Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal. 6
Vers 2
Werner Künkler
Landesverbandsvorsitzender der Evangelischen Arbeitnehmerbewegung
Nordrhein-Westfalen
stellvertr. Bundesvorsitzender des
Bundesverbandes Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen e.V.
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